Neugründung oder Nachfolge

„Ich mach‘ mich selbständig!“ Mit diesem Gedanken beginnt oft das Abenteuer „Selbstständigkeit“. Dann nimmt diese Idee langsam Gestalt an, man beginnt zu überlegen, zu planen und zu rechnen.
Eine ganze Reihe von Vorhaben bleiben aus den unterschiedlichsten Gründen auf der Strecke, aber viele werden in die Tat umgesetzt und es entstehen neue tolle Unternehmen.
Die Neugründung ist eine Variante. Die andere Möglichkeit ist die Übernahme eines Betriebes.
Da gibt es ähnliche Gedanken, aber auch ganz andere! Doch was ist besser, Neugründung oder Übernahme? Genau, es kommt darauf an!

Für beide Möglichkeiten gibt es einerseits gute Gründe dafür, aber eben auch andererseits gute Gründe dagegen.
Welche Argumente Sie wie gewichten, können nur Sie selbst bewerten! Und ganz entscheidend ist es, mit welcher Lösung Sie sich wohler fühlen.

Es gibt sehr, sehr viele einzelne Aspekte die Sie gegenüberstellen können, um dann eine Entscheidung für sich zu treffen.

Einige davon können sein:

“Eigener Strukturen” oder “Vorhandene Strukturen”

“Keine Vergangenheit” oder “Geschichte der Firma”

“Neuer Standort” oder “Vorhandener Standort”

“Neue Firmenkultur” oder “Vorhandene Firmenkultur”

Aber der Reihe nach.

 

 

„Eigene Strukturen“ vs. „Vorhandene Strukturen“

Bei einer Neugründung können – oder besser MÜSSEN – Sie alle Strukturen und Abläufe festlegen. Sie bestimmen, wer was macht, wer welche Befugnisse hat, wer wen wann informiert und und und.
Beginnen Sie ganz klein, also mit wenigen Menschen (diese müssen nicht zwangsläufig Mitarbeiter sein), können sich diese Strukturen entwickeln. Und vor allem können Sie sie so gestalten, dass Sie zu Ihnen passen.

Wenn Sie mit einem Unternehmen vorhandene Strukturen übernehmen, werden Sie früher oder später auf Abläufe stoßen, die Sie verändern wollen. Auf einer bestehenden Basis etwas zu verändern ist oft einfacher als sie neu zu erfinden, wenn da nicht die Mitarbeiter währen, die so gerne ihre gewohnten Strukturen behalten wollten. Denn wenn Sie Bestehendes umkrempeln, und sei es auch nur an einer klitzekleinen Ecke, können  Sie darauf setzen, dass es Widerstand und Unverständnis gibt. So nach dem Motto: „Wieso? Das haben wir immer so gemacht! Das hat immer gut funktioniert!“

 

 

„Keine Vergangenheit“ vs. „Firmengeschichte“

Der nächste Punkt „keine Vergangenheit“ vs. „Firmengeschichte“ schließt sich fast nahtlos an. Bei einer Neugründung sind beide Seiten des Papiers, auf das Sie die Geschichte Ihres Unternehmens schreiben, ganz leer.
Bei einer Übernahme schimmert immer irgendetwas durch. Das kann ein großer Vorteil sein, wenn mit der Firma viele positive Dinge verbunden werden. Sind es jedoch Vorgänge, die dem Image des Unternehmens geschadet haben, dann tragen Sie diese Bürde auch weiterhin mit, obwohl Sie gar nichts damit zu tun haben.

Zugegeben, das ist vielleicht etwas konstruiert, aber es lohnt sich auf jeden Fall, ein bisschen in die Firmengeschichte zu gucken, denn eine blöde Begebenheit wirkt lange nach. Sie sollten sie kennen und darauf vorbereitete sein, falls sie einmal angesprochen wird.
Wenn Sie in die Firmengeschichte blicken, werden Ihnen auch viele Sternstunden auffallen, deren Glanz Sie mitnehmen und nutzen sollten.

 

 

„Neuer Standort“ vs. „Vorhandener Standort“

Wenn Sie bei Null starten und einen neuen Standort aufbauen, werden Sie eine Standortanalyse machen. Sie berücksichtigen, wie die Umgebung ist, entscheiden sich unter Berücksichtigung der Kosten für oder gegen den Standort, und vielleicht dieser auch noch weitere Vorteile, wie einen kurzen Arbeitsweg.

Ein bestehender Standort hat anderseits den Vorteil, dass viele Menschen genau wissen, wo sie dort Ihr Angebot oder Ihre Leistung bekommen können.

 

 

Und dann noch die Sache mit der Unternehmenskultur

Hiermit meine ich nicht nur die irgendwo schriftlich festgelegten Unternehmensleitwerte. Wichtiger als die ist die verordnete Firmenkultur ist die gelebte Firmenkultur.

Ich habe einmal folgendes erlebt: Für die Mitarbeiter eines erfolgreichen Unternehmen war es selbstverständlich, dass die Zufriedenheit der Kunden an erster Stelle stand. Dafür mussten manchmal Überstunden gemacht werden, was vom Inhaber geschätzt und gewürdigt wurde.
Da das Unternehmen wuchs, wurde ein zusätzlicher Geschäftsführer eingestellt, der leider vorher nichts mit dem Unternehmen zu tun hatte. Seine erste Anordnung bestand darin, dass ab sofort KEINE Überstunden mehr gemacht werden sollten.
Obwohl dies sicher mit einer guten Absicht geschah, hat er die Mitarbeiter sofort gegen sich gehabt.

Vielleicht ahnen Sie es schon, er hatte einen wichtigen Wert in der Unternehmenskultur nicht begriffen, nämlich den Zusammenhalt der Mitarbeiter und deren gemeinsames Ziel sich für „ihr“ Unternehmen ins Zeug zu legen.

Mit dieser Anweisung hatte der neue Geschäftsführer das Engagement der Mitarbeiter entwertet.

 

 

Eine Herausforderung

Sich auf die Kultur, die Strukturen und die Menschen  in einem Unternehmen einzulassen, und diese anzunehmen ist ein wichtiger und vielleicht auch einer der schwierigsten Schritt bei eine Übernahme.
Natürlich sind Veränderungen erforderlich, denn für vieles werden Unternehmen mit der Zeit völlig betriebsblind. Doch diese Optimierungen müssen mit Fingerspitzengefühl erfolgen. Denn gerade bei einer Übernahme ist es entscheidend, dass es sich auch um das Lebenswerk vieler Mitarbeiter handelt, für das der Nachfolger nun die Verantwortung übernimmt. Und jeder Mitarbeiter, der daran beteiligt war, wünscht sich, dass mit dem Bestehenden sorgsam umgegangen wird.

Sie sehen schon, eine Übernahme bietet neben vielen großartigen Chancen, wie Stammkunden, Bekanntheit, gutem Ruf, viel Branchen- und Fachwissen der Mitarbeiter, einem eingespielten Team eben auch einige Unwegsamkeiten und Untiefen.

Die Untiefen zu kennen und sie geschickt zu umfahren, trägt sehr zu einer gelungenen Übernahme bei.
Es gibt viele Aspekte, die es bei großen Entscheidungen abzuwägen gilt, denn Sie wissen ja Einerseits …… aber andererseits……..

Doch egal, ob Neugründung oder Übernahme, Sie müssen die Menschen ins Boot holen, ganz gleich ob Sie alle noch anheuern müssen oder eine bestehende Mannschaft schon am Kai steht

 

In dieser Serie wird es um viele „Einerseits“ und „Andererseits“ gehen, die Sie bei weiteren Entscheidungen unterstützen.

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