Der erste Urlaub als Chef
Juhu, Urlaub! Oder können Sie sich auf Ihren Urlaub nicht freuen, weil Sie befürchten, es läuft ohne Sie nicht? Sie wollen keinen Urlaub machen, obwohl Sie wissen, dass Sie für sich sorgen müssen und Ihnen eine Erholungspause gut täte?
Das ist ein Dilemma, aber es gibt Lösungen!
Sie haben verschiedene Möglichkeiten, wie Sie Ihren Urlaub entspannt gestalten können: Sie machen Betriebsferien, Sie haben einen Mitarbeiter, der Sie während Ihres Urlaubs vertreten kann oder Sie machen Betriebsferien „light“. Sie reduzieren alle Aktivitäten auf ein Minimum, haben aber zwei oder drei Mitarbeiter, die während dieser Zeit als Ansprechpartner in der Firma sind, die schnell reagieren können, wenn etwas Wichtiges ansteht und die Sie über alles informieren.
Wie immer im Leben hat alles Vor- und Nachteile, aber möglicherweise haben Sie dennoch schon einen Favoriten.
Ich finde es ist ganz wichtig, dass Sie sich mit der Lösung gut fühlen, Sie müssen die Situation während Ihres Urlaubs gut aushalten können.
Wenn der Betrieb ganz normal weiterläuft, Sie einfach nicht abschalten können, sich die ganze Zeit Gedanken machen und sich die schlimmsten Szenarien zusammenphantasieren, dann bleiben Sie lieber zu Hause und arbeiten.
Aber Sie müssen sich erholen, Sie müssen mal raus aus dem Alltagstrott, sonst haben Sie irgendwann keine Kraft mehr, Ihre Firma erfolgreich zu führen.
Sie können den Laden nicht dicht machen? Es sind zu viele Aufträge, die erledigt werden müssen? Dann gucken Sie sich einen Vertreter aus. Je früher, desto besser! Sie kennen alle wichtigen Vorgänge und Termine, die während Ihres Urlaubs anstehen sind, so dass Sie Ihren Mitarbeiter am besten von Beginn an, in diese Vorgänge einbeziehen. Oft laufen Dinge schief, weil Informationen fehlten. Und wenn Sie den Vorgang kurz vor Ihrem Urlaub einfach übergeben, vergessen Sie ganz sicher wichtige Details.
Entspannt im Liegestuhl!
Wenn Sie nur ruhig auf Ihrer Sonnenliege dösen oder Ihre Aktivitäten nur dann genießen können, wenn Sie sicher sind, dass alles rund läuft, dann rufen Sie eben einmal oder zweimal am Tag in Ihrer Firma an und fragen nach. Es geht nicht um Kontrolle oder Misstrauen, es geht darum, dass Sie ein gutes Gefühl haben und ansonsten Ihren Urlaub genießen können und sich erholen.
Ich bin sicher, jeder Mitarbeiter, der Verantwortung für seine Arbeit hat, wird das verstehen. Jeder war schon im Urlaub und Kollegen haben Projekte für diese Zeit übernommen. Und jeder wünscht sich, dass alles in seinem Sinne erledigt wird.
Es ist ja Ihr erster Urlaub als Chef, also auch für Ihre Mitarbeiter die erste „Urlaubsvertretung“. Sie müssen sich in dieser neuen Situation aufeinander einstellen, das Vertrauen muss wachsen. Es ist ein Prozess und es ist im Interesse aller Menschen in der Firma, dass es gut läuft. Möglicherweise stellen Sie schnell fest, dass ein Anruf alle zwei Tage reicht.
Das müssen Sie gemeinsam ausprobieren.
Vielleicht finden Sie nicht alles super toll, was Ihre Mitarbeiter entscheiden. Wenn Sie eine gute Ebene miteinander haben, können Sie einerseits sicher sein, dass wichtige Entscheidungen nicht ohne Rücksprache mit Ihnen getroffen werden, und dass Ihr Vertreter im Sinne des Unternehmens handelt.
Hätten Sie Zweifel an den Fähigkeiten oder dessen Loyalität, suchen Sie sich jemand anders, der die Verantwortung während Ihres Urlaubs übernimmt.
„Betriebsferien!“
Wenn der Laden für zwei oder drei Wochen ganz dicht ist, dann kann eigentlich nichts schief gehen – eigentlich! Sie können Anfragen verpassen, wichtige Post wird nicht geöffnet, möglicherweise verstreichen wichtige Fristen….
Sie merken schon, dass wäre nicht meine erste Wahl, wenn ich es für mich entscheiden müsste. Denn natürlich können Sie die Anrufe auf Ihr Handy umleiten, Ihre E-Mails auch mobil lesen und irgendwen bitten sich um die Post zu kümmern. Aber wenn Sie den ganzen Kram abarbeiten wollen, dann können Sie auch gleich auf den Urlaub verzichten. Nichts ist blöder als im Urlaubshotel zu sitzen, etwas beantworten zu wollen und nicht alle erforderlichen Unterlagen zur Hand zu haben. Das nervt!
Ich fände es am charmantesten, für zwei Wochen alles so weit wie möglich zu reduzieren. Ein kleines Team arbeitet in der Zeit, kann auf Anfragen reagieren und „Notfälle“ bearbeiten. Und gibt es nicht akutes, werden Dinge erledigt, die nicht termingebunden sind, so dass diese unterbrochen werden können.
Diese Variante reduziert den Stress für alle Beteiligten auf ein Minimum.
In diesem “Urlaubsteam” sollte jemand sein, der Kenntnis von den laufenden Projekten und Aufträgen hat und reagieren kann. Der in Abstimmung mit Ihnen, oder auch eigenverantwortlich, entscheiden kann, was zu tun ist.
Möglicherweise ist es auch erforderlich, dass jemand eine Kontovollmacht hat, oder dass ein bestimmter Bargeldbetrag verfügbar ist. Wie Sie das am besten regeln, ob mit dem Ansprechpartner Ihrer Hausbank oder ein Banknotenbündel unter der losen Bodendiele (ok., das war ein Scherz), entscheiden Sie. Auch hier gilt, regeln Sie es so, dass Sie ein gutes Gefühl dabei haben.
Welche der genannten Möglichkeiten für Sie und Ihr Unternehmen am besten passt, müssen Sie entscheiden. Was möglich ist, hängt von der Mitarbeiterzahl, der Branche, der Auftragslage und weiteren individuellen Kriterien ab.
Rechnen Sie mit dem Schlimmsten!
Natürlich können Sie nicht alles im Vorfeld bedenken, es passieren immer wieder ganz komische Dinge. Aber für je mehr Situationen Sie einen Plan haben, desto schneller können Sie reagieren. Es muss ja nicht so weit kommen, umso besser, aber falls doch, dann sind Sie vorbereitet und können schnell handeln.
Aber noch mal ganz deutlich. Finden Sie eine Lösung, die Ihnen die größtmögliche Erholung ermöglicht. Wenn es Sie beruhigt, rufen Sie regelmäßig in Ihrer Firma an, versuchen Sie aber auch mal loszulassen, er wird schon alles gut gehen.
Hören Sie nicht auf all die guten Ratschläge, Ermahnungen und Forderungen aus Ihrem privaten Umfeld.
Die Firma gehört zur Familie
Natürlich hat die Familie den Wunsch, dass Sie sich um sie kümmern, aber als Unternehmer wissen Sie auch, dass der Betrieb ein Familienmitglied ist, und dieses ist während Ihres Urlaubs „alleine zu Hause“.
Freunde und gute Bekannte erklären Ihnen wahrscheinlich immer wieder, dass Arbeit nicht alles im Leben ist.
Diese Sicht auf die Dinge findet man eher bei Angestellte, der Job dient vorrangig dazu, den Lebensunterhalt zu sichern. Das ist bei den meisten Unternehmern anders. Für sie ist der Job eine Herzensangelegenheit, und Unternehmer ist man rund um die Uhr und nicht nur von 9.00 bis 17.00 Uhr.
Ihre Zeiteinteilung ist Ihre Entscheidung
Ich kenne die Reaktionen, wenn ich sage, ich würde am Wochenende arbeiten. Entweder ich werde als “Streber” beschimpft oder angesehen, als würde ich nicht richtig ticken.
Sollen die doch alle denken was sie wollen, ich rechtfertige mich nicht mehr.
Die Zeit für Pausen nehme ich mir: In der Woche mal mittags ins Kino, weil es dann leer ist, oder ein Tässchen Kaffee mit einer Freundin im Stadtpark an einem ganz normalen sonnigen Donnerstagnachmittag, das sind für mich besonders wertvolle kleine Pausen. Und die Arbeit mache ich einfach am Wochenende – na und!
Ich wünsche Ihnen einen wunderbaren Urlaub. Schalten Sie ab oder denken Sie ganz stressfrei über Ihr Unternehmen und die nächsten Schritte nach. Gute Ideen entstehen sowieso nur, wenn Sie Muße haben.
Machen Sie etwas Schönes, etwas, das Ihnen gut tut, Ihnen Lebensfreude bringt und freuen Sie sich auf die Zeit nach Ihrem Urlaub.