Die erste Kündigung als Chef
Während es bis jetzt um die eher schönen Dinge im Leben eines Chefs ging, müssen wir leider die Medaille einmal umdrehen.
Nicht, dass alles bis hierhin entspannt war, einige der beschriebenen Situationen waren sicher aufregend, wie der erste Arbeitstag, oder lästig, wie die erste Stellenausschreibung. Doch auch wenn Sie sich einige Gedanken gemacht haben, eine richtig unangenehme Situation war noch nicht dabei.
Anders geht es vielen Chefs und Vorgesetzten, die eine Kündigung aussprechen müssen.
Es gibt unterschiedliche Ursachen, warum eine Kündigung erforderlich wird. Auf der einen Seite steht die betriebsbedingte Kündigung, auf der anderen Seite die, die am Ende einer Reihe von persönlichen Verfehlungen des Mitarbeiters steht.
Schwerer ist es ganz sicher, die betriebsbedingte Kündigung auszusprechen. Zum einen, weil es einen geschätzten Menschen treffen wird, und weil die wirtschaftliche Situation, die diesen Schritt erforderlich macht, ebenfalls schwierig ist. Es ist also eine doppelte emotionale Belastung für den Chef.
Wir ahnen es schon!
Sehr oft ahnen Mitarbeiter es schon, wenn es dem Unternehmen nicht gut geht. Wenn dies der Fall ist, gibt es oft Anzeichen, die das vermuten lassen. Das ist für alle Beteiligten an sich schon blöd. Noch blöder ist es, wenn der Chef so tut, als wäre alles super.
Entsteht der Eindruck, irgendetwas brodelt unter der Oberfläche, sprießen die wildesten Gerüchte.
Ein offener Umgang kann natürlich nicht verhindern, dass es Veränderungen geben wird, aber er macht die Situation auf gar keinen Fall schlimmer. Im ungünstigsten Fall muss der Chef sich der schweren Aufgabe stellen, und sich von Mitarbeiter trennen.
Dies als Chef gut zu meistern, ist nicht leicht, denn diese Aufgabe ist durch große Emotionen belastet – auf beiden Seiten.
Die Kündigung, selbst wenn die Mitarbeiter es schon ahnen, ist dann oft ein Schock. Die Betroffenen durchleben ähnliche Phasen, wie bei einer Scheidung oder einem Todesfall. Ist die Reduzierung der Mitarbeiterzahl das einzige Mittel, um den Betrieb zu retten, ist es wünschenswert, wenn Sie Ihre Mitarbeiter so weit wie möglich unterstützen.
Dies können zum Beispiel gute Kontakte im eigenen Netzwerk sein oder zu Berufsverbänden. Vielleicht gibt es auch einen Kunden, der etwas tun kann. Je mehr Menschen sich umhören, desto besser. Manchmal entstehen gute neue Optionen, an die man vorher überhaupt nicht gedacht hat. Irgendjemand kennt immer irgendwen, der eine gute Idee hat.
Es bleibt Ihnen nicht erspart!
Trotz aller Unterstützung, die Sie gewähren wollen und können, bleibt Ihnen das Kündigungsgespräch nicht erspart. Um dieses für beide Seiten gut über die Bühne zu bringen, sollten Sie genug Zeit einplanen und einen geeigneten Zeitpunkt wählen. Den richtigen Zeitpunkt hierfür wird es nie geben, aber es gibt einige ganz falsche Moment.
Da diese Nachricht oft starke Gefühle wie Wut, Angst oder Verzweiflung auslöst, ist es wichtig, dass der Mitarbeiter Zeit hat, diese Mitteilung zu verdauen, ein konzentriertes Arbeiten ist erst einmal kaum möglich
Als verantwortlicher Chef sollten Sie unbedingt darauf achten, wie Ihr Mitarbeiter damit umgeht. Ganz sicher sollte er im Anschluss an das Gespräch keine gefährlichen Arbeiten ausführen, bei denen er sich selber oder andere gefährden könnte, wie zum Beispiel bei der Arbeit an Maschinen. Auch sollten Sie einschätzen, ob Ihr Mitarbeiter mit dem Auto fahren kann.
Ja, ich weiß, es geht um erwachsene Menschen und nicht um zerbrechliche Püppchen, aber als Chef haben Sie eine Fürsorgepflicht und eine Verantwortung, also kümmern Sie sich.
Und ich bin der Ansicht, je früher der Mitarbeiter Bescheid weiß, desto besser. Zum einen ist er nicht sofort den Job los und er kann die verbleibende Zeit gut nutzen, sich um etwas Neues zu bemühen. Aber das empfindet vielleicht jeder anders.
Unterstützung ist jetzt gut, Mitleid oder Herunterspielen der Situation sind fehl am Platz.
Wichtig, insbesondere mit Blick auf die Mitarbeiter die bleiben, ist ein fairer Umgang. Das hat eine Signalwirkung, ebenso wie der offene Umgang mit der Situation an sich. Wenn Schwierigkeiten nicht klar angesprochen werden, entstehen Phantasien, Vermutungen und Gerüchte, und diese richten sehr viel mehr Schaden an, als die Wahrheit.
Keine Zukunft für Streitmacher!
Ganz anders ist es, wenn es um das persönliche Fehlverhalten eines Mitarbeiters geht.
Die Kündigung aufgrund von Fehlverhalten ist hingegen die logische Konsequenz einer Reihe von Ärgernissen. Und auch wenn der Vorgang der Kündigung unangenehm und belastend ist, so winkt doch nach getaner Arbeit eine gewisse Erleichterung.
Denn wenn die Situation so belastend ist, für Sie persönlich und auch wirtschaftlich, weil der Querulant Ihnen und Ihrem Unternehmen durch sein Fehlverhalten wirtschaftlichen Schaden zufügt, ist es eine Erleichterung, wenn das Kapitel abgeschlossen ist.
Machen Sie sich schlau, was Sie arbeitsrechtlich beachten müssen, damit Sie nicht auch noch eine endlose, möglicherweise juristische Auseinandersetzung durchstehen müssen.
Ein professionelles und „erwachsenes“ Verhalten macht die Situation für Sie leichter. Aufgrund der Vorgeschichte, werden Sie vermutlich mit einem gewissen Ärger in das Gespräch gehen. Bleiben Sie sachlich und souverän, und lassen Sie sich nicht auf Diskussion und Polemik ein.
Das ist oft nicht leicht, aber es hilft, sich tatsächlich auf die Fakten und die Sachlage zu beschränken.
Behalten Sie dabei Ihre Firma und die Stimmung im Unternehmen im Blick und achten Sie auch darauf, ob der gekündigte Mitarbeiter versucht Stimmung gegen Sie zu machen.
Gehen Sie dann sofort offensiv mit der Situation um und stellen Sie die Fakten klar.
Oft ist es wirtschaftlich auch sinnvoll, den Mitarbeiter sofort freizustellen, bevor er sich rächt, und Ihrem Unternehmen weiteren Schaden zufügt. Er hat ja nun nichts mehr zu verlieren, wird vielleicht noch das eine oder andere Firmeneigentum gebrauchen können und maximal Dienst nach Vorschrift machen. Was sich beleidigte oder wütende Menschen noch so alles einfallen lassen um dem „Arsch eins auszuwischen“, können Sie ja selber einmal überlegen.
Schön, wenn Sie drum herum kommen
Schon das Nachdenken über dieses Thema und das Schreiben dieses Beitrags hat keinen Spaß gemacht.
Ich wünschen Ihnen, dass Sie keine betriebsbedingten Kündigungen aussprechen müssen, und es Ihrer Firma gut geht. Und ich wünsche Ihnen auch, dass alle Ihre Mitarbeiter sich entsprechend verhalten, dass keine Konflikte entstehen, die eine Kündigung erforderlich machen.
Aber wenn es doch einmal erforderlich ist, bereiten Sie sich gut auf das Gespräch vor, sichern Sie sich arbeitsrechtlich ab und suchen Sie sich Unterstützung, wenn die Situation es erforderlich macht.