Das erste Lob als Chef
„Nicht gemeckert ist Lob genug!“ Haben Sie etwa gerade zustimmend genickt?
Warum haben so viel Chefs eine Lob-Sperre? Aus Angst ihre Mitarbeiter würden das Lob sofort dafür nutzen um eine Gehaltserhöhung einzufordern?
Man kann natürlich auch ganz anders darüber denken! Wie empfindet es jemand, der das Gefühl hat, er wird nur dann gesehen, wenn er etwas falsch gemacht hat?
Logisch, er wird sich ganz darauf konzentrieren, keine Fehler zu machen. Und man muss kein Einstein sein, um zu verstehen, dass dann keine Energie mehr für eine gute Arbeit zur Verfügung steht.
Nehmen Sie sich einmal einen kurzen Moment Zeit, und überlegen Sie, was für ein Unternehmen nützlicher ist, ein Mitarbeiter der so zögerlich und vorsichtig arbeitet, dass er möglichst keine Fehler macht, oder ein Mitarbeiter der motiviert ist, sich etwas zutraut und auch mal riskiert, dass etwas nicht sofort gelingt, der aber die Chance hat aus diesen Erfahrungen zu lernen und es dann beim nächsten Mal besser zu machen?
Können erwirbt man mit Geduld, und dazu gehört auch, dass nicht immer alles sofort perfekt ist.
Und wer arbeitet macht Fehler! Die einzige Möglichkeit, keine Fehler zu machen, wäre nicht zu arbeiten….
Eine kleine Rechenaufgabe für Sie
Angenommen 20 % Ihrer Entscheidungen die Sie am Tag treffen sind falsch. Sie haben Angst falsche Entscheidungen zu treffen, und entscheiden möglichst wenige Dinge am Tag, sagen wir mal, 10 Vorgänge. Genau, dann entscheiden Sie nur 2-mal am Tag falsch.
Wenn Sie 100 Entscheidungen am Tag treffen, dann haben Sie sich 20-mal geirrt. Ja, Pech gehabt!
Aber Sie haben auch 80-mal gut entschieden, gegenüber 8-mal im ersten Fall. Sie können nun selbst überlegen, was für Ihr Unternehmen besser ist. Wenn Sie sich für die Variante mit den 10 Vorgängen entscheiden, ja, tut mir leid, ganz schlecht, den 90 Entscheidungen warten immer noch auf Sie und offene Vorgänge sind noch schlechter als falsche Entscheidungen.
Jetzt bin ich doch ganz vom Thema abgekommen, also zurück zum Mitarbeiter-Lob. Nehmen Sie das Damoklesschwert von Ihren Mitarbeitern, für jeden Fehler Mecker zu kriegen. Natürlich müssen Fehler angesprochen werden, damit diese Fehler nicht immer wieder passieren und um natürlich daraus zu lernen.
Wer als Mitarbeiter weiß, dass auch das Gute gesehen wird, dass Fehler nicht ein riesiges Donnerwetter auslösen, hat keine Veranlassung Fehler zu verstecken oder zu vertuschen. Auch das ist für ein Unternehmen ein großer Vorteil, denn nur wenn Fehler schnell bekannt sind, können Sie behoben werden, und je eher desto besser. Schadensbegrenzung!
Lob? Ja! – Floskeln? Nein!
Aber jetzt wirklich zurück zum Thema: Dass ein Lob oder die Anerkennung für eine gute Leistung nicht zu einer Floskel verkommen darf, ist Ihnen ganz sicher bewusst.
Allerdings finde ich die Empfehlung übertrieben, man solle seine Mitarbeiter dafür ins Büro bitten, jedenfalls wenn es das einzige Gesprächsthema ist.
Doch wie erreicht die Anerkennung den Empfänger am besten? Vielleicht wird das Thema „Lob“ oft viel zu hoch gehängt. Wichtig ist, dass Sie die Leistungen Ihrer Mitarbeiter im Blick haben, im Guten und im Schlechten natürlich auch. So können Sie bei Fehlern gleich gegensteuern, bevor ein möglicher Schaden größer wird. Und im Guten, damit Sie mehr von dem Selben bekommen.
Dies zu sagen, nämlich dass Sie gut finden, was Ihr Mitarbeiter da gerade macht, ist von vielen Chefs schon zu viel verlangt und es kommt nichts, außer vielleicht der Spruch: „Wenn ich nichts sage, ist es die Arbeit ok!“
Und doch ist die Anerkennung soooo wichtig! Sie gibt Orientierung und Sicherheit. Auch eine positive Äußerung eines Kunden sollte unbedingt beim „Verursacher“ ankommen. Es motiviert Menschen, wenn ihre Arbeit einen Sinn hat, und diesen Sinn erfahren sie vor allem dann, wenn die Leistung anerkannt wird.
Keine großen Reden
Anerkennung muss nicht immer „große Reden“ bedeuten. Ein Blick auf die Arbeit des Mitarbeiters, verbunden mit einem zustimmenden Nicken oder auch mal ein Dankeschön für die eine gute Leistung, wirken auch.
Interessieren Sie sich für das Vorgehen Ihrer Mitarbeiter bei bestimmten Arbeitsschritten, und übernehmen Sie gute Ideen.
Es ist ein großes Lob und Anerkennung für den Ideengeber, wenn sein Vorschlag auch für die Kollegen nützlich ist, und sie diese übernehmen.
Lob und Anerkennung lässt sich auf ganz unterschiedliche Weise ausdrücken, nur eine funktioniert nicht: „nicht meckern!“ Dann gibt es zwar Leistung über die Sie nicht zu meckern brauchen, aber eben keine Leistung, die Sie richtig gut finden können.