Das erste Einstellungsgespräch als Chef

So, das haben Sie nun davon. Ihre Stellenanzeige war gut formuliert und gut platziert, und nun haben Sie vor sich auf dem Schreibtisch einen Stapel Bewerbungen.
Vielleicht sind einige dabei, die Sie sofort aussortieren können, aber ansonsten haben Sie die Wahl. Aber wie sollten Sie die treffen? Sie können würfeln, losen oder die Sache mit dem Gänseblümchen …..
Doch viel besser ist es, sich einen ersten und einen zweiten Eindruck zu verschaffen, aber der Reihe nach.

Überlegen Sie sich, wie Sie den Bewerbungsprozess grundsätzlich durchführen wollen. Legen Sie fest, ob Sie ein oder zwei Einstellungsgespräche mit jedem Bewerber führen wollen, also ein zweites Gespräch mit denen, die nach der ersten Runde noch im Rennen sind. Überlegen Sie außerdem, wie viele Gespräche Sie am Tag schaffen können?
Ich meine damit nicht: der Arbeitstag hat 8 Stunden, jedes Einstellungsgespräch dauert eine Stunde, also 8 Gespräche!

Wichtig ist, sich darüber klar zu sein, wie vielen Bewerbern Sie pro Tag gerecht werden können, oder auch wie viele gute Gespräche Sie führen können. Das heißt, dass Sie sich vor dem Gespräch noch die Zeit nehmen, sich auf Ihren Gesprächspartner einzustellen, dass Sie genug Zeitreserve haben, damit Sie das Gespräch nicht abbrechen müssen und dass Sie sich im Anschluss noch ein paar Gedanken aufschreiben können

 

Das Einstellungsgespräch – 1. Runde

Starten Sie mit den Gesprächen, sobald die ersten guten Bewerbungen eingehen.
Die Bewerbungsunterlagen bieten bereits grundlegende Informationen. Neben den Fakten zur Qualifikation bekommen Sie auch schon einen ersten Eindruck von dem Menschen. Gefällt Ihnen die Person, verschaffen Sie sich einen persönlichen ersten Eindruck.

Nach ein bisschen Smalltalk, zum Ankommen und Warmwerden, lassen Sie Ihr Gegenüber etwas über sich, seine Interessen, Hobbies und seinen Beruf erzählen.
Den Werdegang kennen Sie schon aus dem Lebenslauf, den braucht Ihr Bewerber nicht noch einmal aufzusagen. Fragen Sie lieber nach besonderen beruflichen Momenten. Und jetzt wird es interessant, erzählt Ihr Gegenüber positive Ereignisse – Erfolge, auf die er stolz ist, Projekt die er mit Freude und Leidenschaft umgesetzt hat, oder sind es die negativen Begebenheiten, die im zuerst einfallen.

Ist für Ihren Bewerber der schönste Moment der Woche Montagmorgen oder kann er es gar nicht abwarten, dass es ENDLICH Freitagnachmittag wird. Nicht dass wir uns falsch verstehen, Feierabend, Wochenende, Urlaub und Freizeit sind toll, aber auch die Arbeit darf Spaß machen.
Ich erinnere mich an einen Gesellen, als ich meine Tischlerausbildung gemacht habe, der immer wieder die Kollegen angenölt hat: „Du sagst immer, Du hast eine schöne Arbeit. Es gibt KEINE SCHÖNE ARBEIT!“ Und ich muss wirklich sagen, wir haben tolle Aufträge gehabt – Möbel und Innenausbauten, das hat richtig Spaß gemacht….
Oder es trötet am Donnerstag aus den Radio: „Morgen um diese Zeit ist zum Glück schon Freitag!“

Es scheint schick zu sein, Arbeit blöd zu finden. Sehr, sehr schade, wenn man bedenkt, wie viele Stunden in der Woche dafür drauf gehen…..

 

So, zurück zum Text. Sind Sie noch da?
Den Menschen kennenzulernen, der Teil Ihrer Firma werden soll, ist das Eine. Darüber hinaus gibt es bestimmt weitere Dinge, über die Sie sich im ersten Gespräch verständigen wollen. Es gibt Rahmenbedingungen zu besprechen, Fragen zu beantworten, die aufgrund der Bewerbungsunterlagen entstanden sind, oder etwas zu klären, was sich während des Gesprächs ergeben hat. Besprechen Sie alles, was Sie für die Entscheidung „2. Gesprächsrunde“ brauchen.
Hierzu zählt auch, zu gucken, ob der Bewerber in die Mannschaft passt. Lassen Sie ihn erzählen, mit welchen Typen, mit welchen Menschen er besonders gerne zusammenarbeitet. Sie wissen, wen Sie an Bord haben, und ob der Neue dort eine gute Ergänzung sein kann. Denn was nützt der beste Bewerber, wenn er nicht mit den Kollegen kann, dann ist schlechte Stimmung vorprogrammiert.

 

Das Einstellungsgespräch – 2. Runde

Lassen Sie den ersten Eindruck, den Sie nun haben, etwas nachwirken. Sehr oft kommen noch einige gute Gedanken mit Verzögerung, manchmal brauchen wir etwas Abstand um das eine oder andere deutlich zu sehen.
Wenn Sie den Bewerber gut finden und sich vorstellen können, dass er eine wertvolle Ergänzung für Ihr Unternehmen ist, dann bitten Sie ihn zu einem zweiten Einstellungsgespräch. Jetzt sollten auch ein, zwei Kollegen dabei sein, am besten die, die später mit dem neuen Kollegen zusammenarbeiten würden.
So können Sie Ihr gewonnenes Bild abrunden, und die Kollegen bekommen einen Eindruck, ob die Chemie grundsätzlich stimmt.

Falls Sie jetzt denken: „So ein Aufwand! Und was das alles kostet! Auch noch die „Ausfallzeit“ der Mitarbeiter!“ und Ihre eigene wertvolle Zeit….
Ja, natürlich ist es zeitaufwendig, aber lieber einmal ordentlich, als ein paarmal so halb. „So halb“ kann auch mal gut gehen, aber es ist meistens wie im richtigen Leben, wenn schlampig gearbeitet wird, muss nachbessert werden. Nachbessern heißt, dass Sie sich von dem neuen Mitarbeiter wieder trennen, und den ganzen Kram noch einmal machen müssen. Und das kostet noch sehr viel mehr.

Zwar haben Sie auch bei einer guten Vorbereitung nicht die Garantie, dass Sie die richtige Entscheidung treffen, aber die Möglichkeit, dass Sie eine gute Wahl treffen ist hoch.

 

Treffen Sie Ihre Entscheidung

Diese Entscheidung setzt sich aus mehreren Mosaiksteinchen zusammen. Zunächst natürlich die Qualifikation. Grundsätzlich haben Sie Bewerber eingeladen, die über die gewünschten Fähigkeiten verfügen. Vielleicht auch noch Bewerber, deren Bewerbung Ihnen besonders positiv aufgefallen ist.
Im ersten Einstellungsgespräch haben Sie sich ein erstes Bild von Ihrem zukünftigen Mitarbeiter gemacht.
Beim zweiten Gespräch haben Sie zusätzlich Kollegen dazu gebeten, um auch deren Meinung zu hören.

Und was sagt jetzt Ihr Bauchgefühl? Wir neigen dazu, uns auf die sachlichen Faktoren zu konzentrieren, aber oft ist die letzte wertvolle Stimme, die, die keine logische Erklärung bietet.
Vertrauen Sie auf Ihr Gefühl. Wenn Sie glauben, dass es gut passt oder wenn Sie glauben, „mit dem stimmt etwas nicht“, ist die Wahrscheinlich sehr hoch, dass Sie Recht haben.

Ich selbst habe es tatsächlich mehrmals erlebt, dass ich von einem Bewerber dachte, dass irgendetwas an ihm komisch ist. Begründen konnte ich es nicht. Die Entscheider haben meinen Einwand als Blödsinn abgetan (sie hatten übrigens nach meiner Meinung gefragt), weil die Beurteilung grundsätzlich gut war. Naja, lange waren diese Kollegen nicht da…..

Das hat nichts mit Übersinnlichkeit und Spökenkiekerei zu tun. Ich bin davon überzeugt, dass wir ein gutes Gespür dafür haben, ob es passt oder nicht. Menschen senden so viele Botschaften über Gestik, Mimik, Wortwahl, Stimmlage, Betonung und mehr, die wir aufgrund der großen „Datenmenge“ gar nicht bewusst realisieren. Und trotzdem speichern wir diese ganzen Eindrücke ab und können dann ziemlich zuverlässig eine gute Entscheidung treffen.

Vertrauen Sie auf diesen Instinkt, er weist oft in eine gute Richtung.

 

 

Als Bonus zu diesem Beitrag habe ich für Sie einen Leitfaden für das Gespräch und einen Bewertungsbogen, der Ihnen bei der Entscheidung hilft.

Schicken Sie mir eine E-Mail an post@unternehmensnachfolge.coach mit dem Betreff „Das Einstellungsgespräch“ und ich sende Ihnen das Dokument zu.

 

 

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