Im Schatten des Vorgängers
Wenn eine Position neu besetzt wird, bleibt es nicht aus, dass der Nachfolger mit seinem Vorgänger verglichen wird. Dabei ist es völlig egal, wie wichtig die Position ist, die neu besetzt wird.
Zum Einen wird die Arbeit der beiden verglichen. Die neue Mitarbeiterin erledigt den Schriftwechsel schneller, der frühere Werkstattleiter hatte mehr Überblick oder der neue Chef besitzt mehr Fachkompetenz.
Aber es geht auch um den Menschen. Ist der Neue netter, großzügiger, kontrolliert er mehr, ist er launischer, pünktlicher…., die Liste der Vergleiche ist unendlich.
Kommt der Nachfolger aus dem Unternehmen kommt noch eine weitere Variante in der Vergleichsliste hinzu: Der neue Chef ist plötzlich nicht mehr einer der Kollegen, so wie vorher. Wie verhält er sich nun, auch gemessen an früheren Äußerungen aus der Position des Mitarbeiters heraus. Und kann man sich noch immer so unbefangen äußern oder zwanglos am Abend ein gemeinsames Bier trinken?
Die Spielregeln sind jetzt anders
Wenn jemand die Rolle wechselt hat er auch andere Spielregeln, und die „Mitspieler“ werden sich zunächst reservierter verhalten, abwarten bis das „Spiel wieder in Gang kommt“.
Gerade zu Beginn wird jedes Verhalten, jede Äußerung und jedes körperliche Signal genau beobachtet. Menschen brauchen Orientierung und versuchen aus den Beobachtungen abzuleiten, woran Sie sind und wie sie den neuen Chef einschätzen sollen.
Besonders schwierig ist es, wenn der Vorgänger besonders beliebt war und bei jeder Bewertung der Mitarbeiter der Gedanke mitschwingt, dass „früher alles besser war“. Dann wird der Übergeber schnell auf einen Sockel gehoben.
Als Nachfolger sollten Sie möglichst schnell herausfinden, was den Vorgänger so beliebt gemacht hat. In Einzelgesprächen können Sie gezielt fragen, auch bei einer gemeinsamen Mittagspause mit den Mitarbeitern bieten sich viele Gelegenheiten genau hinzuhören.
Jeder reagiert anders
Doch auch der beliebteste Chef wird seine Schwächen gehabt haben. Und nicht jeder kommt mit jedem gleich gut aus. Ungeachtet der persönlichen Sympathie bevorzugt jeder Mitarbeiter einen für ihn stimmigen Führungsstil. So kommt der eine mit einem autoritären Führungsstil gut zurecht, weil dieser ihm viel Verantwortung abnimmt, ein anderer wünscht sich einen kooperativen Führungsstil, weil dieser ihm Freiräume und Verantwortung lässt.
Vielleicht gelingt es Ihnen, Ihren Führungsstil an unterschiedliche Mitarbeiter anzupassen, doch zunächst sollten Sie den Führungsstil kennen, der Ihnen gerecht wird. Authentisch zu sein, hat eine gute Wirkung auf die Menschen mit denen Sie zu tun haben, und es macht Ihnen Ihren Alltag leichter. Wer ständig gegen sich, seine Werte und Überzeugungen arbeiten muss, benötigt viel zu viel Energie, die er an anderer Stelle dringend benötigt.
Aus dem Schatten heraus treten
Es ist ein guter Plan, wenn Sie sich an Vorbildern orientieren und dann Ihren eigenen, persönlichen Stil entwickeln. Zu diesen Vorbildern kann der ehemalige Firmeninhaber gehören, aber auch Eltern, Lehrer, Freunde, Menschen des öffentlichen Lebens, historische Persönlichkeiten oder auch fiktive Personen aus Romanen oder Filmen.
Doch ganz egal, was Sie als vorbildlich empfinden, bleiben Sie Sie selbst und werden Sie nicht zu einer Kopie, insbesondere nicht eine Kopie Ihres Vorgängers.